Tag 22 und 23, Freitag 23.05 und Samstag 24.05.2014 – die erste Trekking Tour
Nach Wochen der Vorbereitung, checken der Ausrüstung, shoppen in Outdoor-Läden/Amazon und Vorfreude auf die Trekking Touren starte ich heute den ersten Versuch. Es wird nur eine kleine 2-Tages-Tour im Naturpark Montes de Malaga werden, dennoch bin ich nervös und überprüfe mehrmals Ausrüstung, Kleidung, Rucksack, Verpflegung auf Funktionalität, Verpackung, und Notwendigkeit (es zählt jedes Kilo). Vielleicht ist es sogar sinnvoll, alles in meinem kleinen Notizbuch zu dokumentieren – diese Tour soll schließlich als “Trainingstour” für zwei längere Touren durch/über die Sierra Nevada dienen.
Direkt nach dem Unterricht am Freitag fahren mich Franziska, Maike und Leon (drei meiner Klassenkameraden) in Richtung Berge. Mit Trixers Auto. Und ich habe vergessen zu tanken! Shit, das Tanklicht beginnt bereits zu leuchten, als wir gerade die Stadtgrenze Malagas passieren. Und jetzt geht es erst einmal 15-20km bergauf! “Kein Problem, der Reservetank reicht locker aus” sage ich und denke mir dabei “zumindest bis ihr mich oben abgesetzt habt, danach schalte ich mein Handy aus und bin zwei Tage nicht zu erreichen!”. Scheinbar sage ich es selbstsicher genug, denn keiner der Drei macht sich Sorgen, sie kennen den Toyota eben noch nicht.
16:00 Uhr, Startpunkt erreicht, Tagesziel: 15 km zu einem Platz, an dem Zelten offiziell erlaubt ist. Bereits nach 10 Minuten bin ich an einem Punkt, an dem ich am liebsten mein Zelt aufschlagen würde. Laut Karte ist es einer der höchsten Punkte der Umgebung und sein unfassbar schöner 360° Blick zwingen mich zu pausieren und zu genießen.



In der Hoffnung einen ebenso schönen Platz für mein Nachtlager zu finden, mache ich mich auf den Weg und folge meiner geplanten Route. Das Orientieren mit Karte und Kompass funktioniert erstaunlich gut. Als Wegbegleiter habe ich hin und wieder ein paar Ziegen und Schafe und es kreisen nahezu ständig zwei Bussarde über mir. Ansonsten ist weit und breit keine Menschenseele zu sehen – genau wie ich es wollte. Nach etwas mehr als 3,5 Stunden erreiche ich mein eigentliches Tagesziel – ein “offizieller” Platz für Camping und Erholung. Aber hier will ich mich nicht erholen. Die Anlage an sich hat Potential, ist schön gelegen und ordentlich angelegt – allerdings gleicht es eher einer Müllhalde als einem Campingplatz. Mülleimer quellen über, Essensverpackungen, Glasfalschen, Plastiktüten, etc. bedecken den Boden und der Geruch verschimmelten Essens hängt in der Luft. Hinzu kommt noch ein Rudel Wildhunde, die sich über die Essenreste hermachen oder einfach nur faul in der Sonne liegen. Noch bemerken sie mich nicht. Ich checke kurz mein Pfefferspray für alle Fälle und beschließe weiterzugehen. Irgendwo werde ich schon noch ein Plätzchen finden, auch wenn ich nicht mehr all zu viel Zeit habe, ehe es dunkel wird. Der worst case wäre natürlich ein Notfall-Anruf bei Leon, aber soweit will ich es nicht kommen lassen. Und zum Glück finde ich 30 Minuten später tatsächlich ein herrliches, windgeschütztes Plätzchen weit oberhalb des eigentlich erlaubten Gebietes für Zelten. Aber das ist mir jetzt egal. Hier kommt das Ordnungsamt sicherlich nie nie nie hin.
Nach Aufbauen des Zeltes geht es jetzt zum gemütlichen Teil über – Abendessen, Bierchen und Natur genießen. Die Handhabung meines Gaskochers entpuppt sich als Kinderspiel. Heute gibt es – tatatatada: Spaghetti-Suppe und Würstchen! Komisch, aber beim Campen schmeckt irgendwie alles und rein gewichtstechnisch (zwecks Rucksack und so) sind Nudeln und Brühwürfel eben das optimale Essen. Dazu noch ein – zugegeben nicht mehr eiskaltes – San Miguel und der Abend ist perfekt. Naja, perfekt nicht ganz, denn in der Ferne höre ich noch immer das Gebell der Hunde und hoffe, dass ich keinen ungebetenen Besuch bekomme.



06:30 Uhr, Aufstehen: Boah ist das Kalt morgens! Ich schlüpfe aus meinem Schlafsack direkt in nahezu alle Kleider, die ich dabei habe, denn es ist tatsächlich arschkalt! Memo an mich: Für die Sierra Nevada eventuell doch etwas mehr einpacken! Die Nacht war hingegen sehr angenehm, der Sommerschlafsack plus Travel Sheet ausreichend und die selbstaufblasbare Isomatte mehr oder minder bequem. Das passt. Ich öffne mein Zelt und werde direkt daran erinnert, warum ich das hier mache. Nur die Vögel zwitschern, Morgentau bedeckt den Boden, es duftet herrlich frisch und über den Bergen beginnt die Sonne mit einem faszinierenden Farbspiel aufzugehen. Ich sitze sicher 30 Minuten mit einer heißen Tasse Tee einfach nur so da und genieße.
Nach Verpacken der Ausrüstung beginnt meine zweite Tagesetappe, heute doppelt so lange (30 km) aber hoffentlich nicht minder interessant und beeindruckend. Es geht zumindest vielversprechend los. Auf der Suche nach Wasser schlendere ich entlang einer Straße mit tollem Blick auf Malaga und die Küste. Kurz danach führt mich mein Weg jedoch tiefer in den Naturpark und seine Wälder. Anstelle geschlungener Pfade, weiter Aussichten und unberührter Natur wandere ich auf teilweise asphaltierten, mindestens jedoch gut ausgebauten, breiten Wegen. Anstelle Einsamkeit entpuppt sich die empfohlene Strecke als stark genutzte Mountainbike-Route. Das habe ich mit anders vorgestellt. Und es wird nicht besser. Leider habe ich auch keine Ausweichmöglichkeit, diese Strecke ist laut Karte der einzige nach Süden in Richtung Malaga führende Weg. Also marschiere ich eben vor mich hin. Und hin. Und hin. Orientieren scheint mir nicht mehr notwendig, ein Abkommen ist unmöglich. Am Ende des Parks angekommen versuche ich jetzt wenigstens, die letzten Kilometer in die Stadt zu sparen und per Anhalter zu fahren. Mein Daumen bewirkt jedoch rein gar nichts – vielleicht bedeutet in Spanien ein ausgestreckter Daumen ja auch etwas ganz anderes, wie beispielsweise in arabischen Ländern oder der Türkei, wo es eher eine Beleidigung oder Aufforderung zu Sex ist. Hoffentlich habe ich jetzt nicht sämtliche Spanier zu Sex aufgefordert! Ich lasse es mal lieber und lege den Weg nach Malaga zu Fuß zurück, ich habe ja Zeit – noch knapp 525 Tage!

Erwähnenswert wäre vielleicht noch, dass Franziska, Meike und ich tatsächlich fast liegengeblieben wären, nachdem wir dich abgesetzt hatten. Kurz nachdem du in den Wald entschwunden warst, wurde die Tankleuchte unser ständiger Begleiter. Sie erinnerte uns dezent, aber bestimmt daran, dass wir auf dem Weg nach Hause noch eine Mission zu erfüllen hatten. Die Aufgabe hieß: “Finden Sie eine Tankstelle, und zwar pronto!” Was der Ottonormaltanker sich jetzt als relativ simpel vorstellt, wurde für uns zum Nervenkitzel. Die elektronische Navigationsfachangestellte Susanne war bei der Suche beileibe keine Hilfe und nachdem wir ca. eine Stunde erfolglos durch Malaga gekurvt und uns dabei immer weiter in die Vororte vorgearbeitet hatten, konnte es nicht mehr lange dauern, bis der Toyota sich in den Streik verabschieden würde. Dann jedoch (der Toyota hatte zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich mindestens genauso viel Angst wie wir. Er blieb jedoch hart wie Wellpappe und ließ sich nichts anmerken.) fanden wir sie endlich: Versteckt in einem Hinterhof von Carrefour stand die Tankstelle, an der ganz Malaga augenscheinlich sein Benzin kaufen musste. Auch wenn außer uns kein anderer Tankwütiger zu sehen war. Dankbar ließen wir das energiereiche Nass in den gierigen Schlund des Toyota fließen. Er soff wie ein Loch, hatte es sich aber auch redlich verdient!
Aber ich denke, dieses Anekdötchen lasse ich Daniel gegenüber besser unerwähnt. Sonst leiht er uns sein Auto wahrscheinlich eher nicht mehr aus 😉
Haha, ich kann mich auch nicht dran erinnern eh eine Tankstelle in Málaga gesehen zu haben…
Was ich unter Wild campen versteh:
Für eine Nacht sein Zelt/ Tarp aufschlagen da schlafen und halt was zum Essen bruzeln. Wenns Warm ist, dann vielleicht auch mal ganz ohne Tarp sondern nur Schlafsack. Naturlich kein offenes Feuer im Hochsommer mitten im Wald. Gekocht würde mit einem entsprechenden Kocher bzw mit einem Hobo-Ofen.
Möchte ich einige Tage am selben Ort bleiben, zB um mich auszuruhen, dann würde ich schauen ob es einen offiziellen Grillplatz gibt wo man sein Zelt aufschlagen dürfte, oder einen Wiesen/ Waldbesitzer fragen ob er es erlaubt.
Der Ort wird selbstverständlicherweise wieder so verlassen wie er vorgefunden wurde.
Meine Recherchen:
Schweden: Durch das Jedermannsrecht, wenn man einige Regeln beachtet, grundsätzlich erlaubt
Spanien: Wenn es nicht direkt am Strand ist, soll es angeblich geduldet werden. Zumindest sah ich mal Zelte auf einer Verkehrsinsel in Barcelona
Griechenland: verboten, manchmal geduldet, aber anscheinend gehört viel Glück dazu nicht erwischt zu werden.
Italien: verboten, starke kontrolle; erlaubnis des Grundstücksbesitzers sollte eingeholt werden.
Frankreich: scheint teilweise gefährlich zu sein, grundsätzlich verboten, am besten um erlaubnis fragen
Belgien: scheint wohl toleriert zuwerden, ausser in der Eifel
Norwegen: wie Schweden
Finnland: scheint wie in Schweden zu sein
Polen: scheint geduldet zu sein wenn es nicht an der Küste/ Naturschutzgebiet liegt
Kroatien: scheint toleriert zu sein
Malta: dazu finde ich nix genaueres