Pucon bis Mendoza

IMG_2098Tag 701 bis Tag 715, Mittwoch 30.03 bis Mittwoch 13.04.2016 – Call Center über Satellitentelefon? Da wirst Du wahnsinnig! Auch ohne komplexes Hirn.

Leuchtet die Anzeige TC/ABS dauerhaft, dann unbedingt sofort professionelle Hilfe aufsuchen’ – diesen Hinweis in der Betriebsanleitung eines Autos als Antwort auf die Frage, warum denn die Kontrollleuchte Traktionskontrolle/ABS permanent leuchtet, liest man schon unter normalen Umständen recht ungern. Besonders doof ist es allerdings, wenn man in einer Schlucht in Patagonien zwischen Argentinien und Chile steht und die nächste professionelle Hilfe wohlmöglich 500 Kilometer entfernt in Santiago de Chile zu finden ist. Ohne Mobilfunkverbindung. An einem Sonntag. Mitten auf der welligen Schotterpiste verliert Angus plötzlich Leistung, das ABS setzt ein und wir stehen erst einmal. Was ist passiert? Keine Ahnung. Selbst bei langsamen Anfahren ruckelt der Land Rover. Können wir so langsam bis zum nächsten Dorf fahren (knapp 100 Kilometer entfernt) oder müssen wir hier campen und einen Abschleppdienst rufen? Die professionelle Hilfe der Land Rover Pannenhilfe Hotline soll uns helfen. Zum Glück hat Wolf ein Satellitentelefon dabei, das zwischen den hohen Bergen tatsächlich hin und wieder für zwei bis drei Minuten Signal empfängt.

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Relaxen am Vulkan Lanin
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Vulkan Llaima
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Kleine Aukarien

Ja wenn die Anzeige TC/ABS dauerhaft leuchtet, dann sollten Sie professionelle Hilfe aufsuchen!“ lautet die mehr oder weniger abgelesene Auskunft des Mitarbeiters der Pannenhilfe. Mmhh, irgendwie dachten wir, wir rufen die professionelle Hilfe an. „Ich brauch nur die Auskunft, ob ich mit dem Fahrzeug noch fahren kann oder ob ich es absolut nicht mehr bewegen darf, bitte?!“ – „Ich versuch sie mal zu einem Mitarbeiter der Technik zu verbinden…düdüdüdüdüdüdü…“ – Signal weg, Leitung tot. Warten bis Satellitentelefon wieder Signal empfängt. Erneut anrufen. Das etwas unglückliche an dieser Konstellation ist natürlich, dass man jedes Mal bei einem anderen Mitarbeiter der Hotline ankommt. Selbstverständlich möchte auch jeder Mitarbeiter wieder Name, Kennzeichen, Telefonnummer und detaillierte Problembeschreibung – nur um dann festzustellen: „Keine Ahnung, ich muss Sie mit einem Techniker/Mechaniker verbinden.“ Nach drei bis vier Anrufen beim Kundeservice braucht nicht nur Angus, sondern auch Wolf irgendwie professionelle Hilfe. Susi und ich hören mit: „…bitte verbinden sie mich sofort mit einem Techniker, ich steh hier in Patagonien und mein Satellitentelefon hat circa zwei Minuten Signal. Ich hab das Problem bereits drei ihrer Kollegen beschrieben!“ …Pause… „ICH HAB DAS KENNZEICHEN UND MEINE TELEFONNUMMER SCHON IHREN KOLLEGEN GEGEBEN!“ …Pause… „München – W wie Wilhelm, B wie Berta….“ Einfach herrlich dieser Service des Kundenservice. Durch einen Zufall kommen wir bei Anruf Nummer Fünf wieder bei dem Ahnungslosen von Anruf Eins heraus. Der hat sich in der Zwischenzeit tatsächlich informiert. „Sie können weiter fahren. Vorsichtig wenn’s geht.“ Danke. Geht doch.

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Professionelle Hilfe

Kurz bevor wir weiter fahren schauen wir sicherheitshalber noch mal unters Auto. Tatsächlich ist das hintere Schutzblech der Scheibenbremse an allen drei Fixpunkten abgerissen und schleift an der Bremse. Offensichtlich doch weniger ein technisches Problem, sondern vielmehr Materialverschleiß nach über 20.000 Kilometern auf  Schotterpisten in Afrika und Südamerika. Wir bocken Angus auf und entfernen das Schutzblech. Das Warnlicht bleibt an, alles andere läuft wieder wie geschmiert. Professionelle Hilfe? Wer braucht denn sowas!

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Santiago de Chile

Komplexe Hirnströme brauchen mehr Schlaf

Durch die Nationalparks Vulkan Lanin und Vulkan Llaima , sowie einem kurzen Abstecher an die Pazifikküste bei Pichilemu fahren wir von San Martin de los Andes in Argentinien die letzten Tage durch Patagonien bis wir am 07.04.16 in Santiago de Chile ankommen. Hier findet Susi endlich die Erklärung, warum sie an unseren ‚Chill-Tagen’ gerne und lange schläft. In einem Artikel liest sie, dass ‚Frauen generell länger schlafen, weil ihr Gehirn komplexer arbeitet und sie deshalb mehr Ruhe brauchen’. „Dann streng heute Abend einfach mal Dein komplexes Hirn an und schau, woher Du was zu Essen bekommst!“ – „Kein Problem, ich schick einfach Dich! Du bist der Mann der langen Wege!Beim Getränke einkaufen hatte Susi wohl noch zu wenig Schlaf. Theoretisch wollten wir Apfelsaft und Mineralwasser kaufen, um endlich einmal wieder eine leckere Apfelschorle zu trinken. Das Komplexhirn kennt sogar schon den spanischen Begriff für Apfel, nämlich Manzana. Leider sind die Begriffe Soya und Sabor noch gänzlich unbekannt, weshalb in der Einkaufstüte plötzlich Sojamilch mit Apfelgeschmack zu finden ist. Ist aber auch verwirrend, dieses Spanisch. Egal, Schorle machen wir damit jetzt trotzdem.

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Der nach Mendoza kommt und keinen Wein trinkt – warum kommt er dann?

Wine Tasting im Valle de Uco

Von Santiago de Chile geht es mal wieder nach Argentinien, nach Mendoza. Am Paso de Liberadores sind wir auf 3.175 Meter. Höher als wir bei jeder Wanderung in Patagonien waren, aber nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was uns weiter nördlich auf dem Altiplano noch erwarten wird. Mit dem Aconcagua liegt der höchste Berg außerhalb des Himalaya auf dieser Strecke. 6.962 Meter. Für uns geht es aber erst einmal wieder bergab nach Mendoza, der bekanntesten Weinregion Argentiniens. Genau deshalb sind wir hier. Im Valle de Uco besuchen wir die Weingüter Clos de los Siete und O’Founier zum Tasting. Speziell O’Founier ist faszinierend. Wir bekommen eine individuelle Führung durch die moderne Anlage, in der mehr oder weniger alles über Schwerkraft funktioniert. Im obersten Geschoss des raumschiffartigen Gebäudes findet gerade die Auslese der Trauben statt. Von dort wandern sie über die Zeit immer weiter hinunter, bis letztlich Wein in Eichenfässern im Keller landet. Hier kann man auch kleine Parzellen von einem bis zwei Hektar mit Weinreben kaufen und seinen eigenen Wein produzieren lassen. Vino de Lobo (Wolfs-Wein) ist unsere spontane Idee für den eigenen Wein. Vorerst verzichten wir aber noch und kaufen einfach ein ‘Six-Pack’ bereits gereiften Weines. Heute dürfen wir noch trinken, ab morgen beginnt die Höhenanpassung. Wir starten Richtung Altiplano….

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