Tag 296 bis Tag 300, Dienstag 24.02.2015 bis Freitag 27.02.2015 – Einer der neun Great Walks Neuseelands führt uns auf den Spuren Frodos nach Mordor.
Mount Doom, der Schicksalsberg, mit bürgerlichem Namen Mount Ngauruhoe, von Beruf ‚aktiver Vulkan’, ehemals Hauptdarsteller in Herr der Ringe und heute Mittelpunkt der viertägigen Trekkingtour ‚Tongariro Northern Circuit‘ im Herzen der neuseeländischen Nordinsel. Wunderschön und spektakulär.
Tag 1: Wakhapapa Village – Waihohonu Hütte (5 Stunden)
Viert Tage Trekking in einem neuseeländischen Nationalpark bedeutet gleichermaßen ‚carry in – carry out‘, was so viel heißt wie: Alles was Du brauchst, musst Du selbst im Rucksack mitbringen und jeglichen Müll wieder in Deinem Rucksack mit zurück tragen. Inklusive Zelt, wählt man nicht die vergleichsweise teure Option der Hüttenübernachtung (Zelt 14$/Pers; Hütte 40$/Pers). Mit zwei voll gestopften Rucksäcken, hoffentlich gut kalkuliertem Proviant und ausreichender Ausrüstung starten wir bei Sonnenschein zur ersten Tagesetappe. Fünf Stunden leichter Anstieg durch dichte Wälder, grüne Buschlandschaften und graue Steppen mit beinahe ständigem Blick auf den Vulkankegel des Mount Doom. Einfach schön und entspannend. Da fällt es nicht einmal sonderlich ins Gewicht, das Susi beinahe am Ende des Tages fragt: „Was ist eigentlicher dieser Mount Doom von dem Du die ganze Zeit redest?“ – Ohne Worte.

Der Zeltplatz bei Waihohonu liegt geschützt in einem kleinen Wald direkt an einem kleinen Bach. Frischwasser und ‚Dusche‘ quasi inklusive und wir dürfen zum Kochen in die Hütte.
Tag 2: Waihohonu Hütte – Oturere Hütte (3 Stunden)
Ein kurzer aber dafür sehr anstrengender Weg über sechs Kämme zur nächsten Hütte steht uns heute bevor. Je näher wir an den Ngauruhoe heranrücken, desto grauer wird die Umgebung. Bäume und Büsche sind nunmehr die Ausnahme, getrocknete Lavaströme und Vulkangestein, das bei Eruptionen kilometerweit aus dem Kegel geschossen wurde, dominieren das Landschaftsbild. Mordor – wir sind angekommen.

Ranger Boyd, Hüttenverantwortlicher DOC Mitarbeiter, gibt nach Ankunft eins Sicherheitsunterweisung. Schließlich befinden wir uns keine 5km entfernt von zwei aktiven Vulkanen. „Erstens, im Falle eines Tsunami sind wir ausgesprochen geschützt. Keine Sorge. Zweitens, gibt es hier aber einen aktiven Vulkan, der im Schnitt alle 9 Jahre ausbricht…letztmals 1975!…“ – das macht Mut.
Ohne schützende Bäume und Büsche erweist sich das Zelten auf knapp 1500 Meter auch nicht als Zuckerschlecken. Mein Sommerschlafsack für einen Extremwert von +10 Grad ist keine wirkliche Hilfe. Es zieht. Es ist ist kalt. Wie zum Geier haben Frodo und Sam hier bloß ohne Zelt gepennt? Okay, sie haben mehr Haare auf den Füßen aber meine Fresse…hier ist es arschkalt.
Tag 3: Oturere Hütte – Tongariro Crossing – Mangatepopo Hütte (10 Stunden)
Das Highlight dieses Great Walks
6 Uhr Aufstehen, 7 Uhr Abmarsch. Heute steht das Highlight dieser Tour an: Das Überschreiten des Passes zwischen Mount Doom und Mount Tongariro mit der Option des Erklimmen des Schicksalsberges. Zunächst haben wir Glück, das Wetter spielt mit und wir haben eine herrliche Sicht sowohl auf die Vulkane als auch in das Tal. Wir sind alleine auf dem Trek. Die Morgensonne zaubert ein leuchtendes Rot auf die Berge und aus dem Felsgestein steigen mancherorts Schwefelwolken auf. Jeder einzelne Schritt bereitet Freude. Ein verzauberndes Gefühl hier an diesem Ort zu sein.


Um neun Uhr erreichen wir den untersten der Emerald Lakes und gleichzeitig den zentralen Vulkankrater. Leider ziehen Wolken auf und tief hängender Nebel beginnt sich zu formen. Mittlerweile kommen uns die ersten ‚Tageswanderer‘ des Tongariro Crossing entgegen. Durchschnittlich 1500 Wanderer überqueren täglich den Pass am Red Crater. Neuseelands bekannteste und beliebteste Tageswanderung…und das nicht ohne Grund. Die Emerald Lakes, der rote Krater, der südliche Krater und natürlich Mount Doom lassen mich ein ums andere Mal staunen. Nebel und Wolken werden immer dichter, der Wind stärker. Einerseits kommen wetterbedingt die vielen unterschiedlichen Farbtöne weitaus weniger zur Geltung, andererseits vermittelt das Grau ein bedeutend intensiveres Gefühl für den Ort, an dem man sich befindet. Dennoch hätte ich nichts gegen ein wenig Sonne bzw. klaren Himmel, denn das Erklimmen des vollkommen in Wolken gehüllten Ngauruhoe ergibt bei diesem Wetter keinen Sinn und ich werde wohl nur einmal in meinem Leben an diesem Fleckchen Erde sein. Es soll eben nicht sein.



Tag 4: Mangatepopo Hütte – Wakhapapa Village (3 Stunden)
Das lockere Auslaufen am letzten Tag bietet keine sonderliche Abwechslung. Zwei Stunden entlang einer Buschlandschaft bei Regen und die letzte Stunde durch Wälder und über Wiesen bis zurück nach Wakahara Village. Drei Tagen Haferflocken zum Frühstück und Nudeln mit Tomatensoße zum Abendessen sind vorbei – es wird mal wieder Zeit für etwas Abwechslung. Zunächst aber gönnen wir uns ein Glas Wein am Auto. Der Tongariro Norther Circuit hält was er verspricht. Tatsächlich ein Great Walk und ein absolutes Highlight auf der Nordinsel Neuseelands.