The Seegers im Oh-Maaaan

DSC_3515_01Tag 622 bis Tag 637, Dienstag 12.01.2016 bis Mittwoch 27.01.2016 – The Seegers im Oman: “Lighter, Lighter, ich brauch ein Feuerzeug und keine Leiter!”

Mutti wird 60! Grund genug die ganze Familie zu einem Urlaub zu versammeln. Aber wo? Karl will nicht weit fliegen, wir wollen von Kapstadt nach Buenos Aires. Was ist also naheliegender, als sich im Oman zu treffen 😉 Hört sich im ersten Moment ziemlich bescheuert an, der günstigste Flug von Kapstadt nach Buenos Aires ist aber tatsächlich mit Emirates über Dubai. Den ökologischen Fußabdruck wollen wir hierbei mal ausblenden. Wir treffen uns also alle in Muskat! Zehn Seegers & Co.

Folie6
Video 1: Seegers & Co im Oman

Muskat Was als erstes auffällt. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es scheinbar nicht, ebensowenig wie Taximeter. Der Fahrpreis wird einfach nach Lust und Laune des Taxifahrers entschieden. ‘5 Rial‘ (knapp 15 Euro) ist sowas wie der Basispreis, darunter wird der Motor für Touristen nicht gestartet. Als zweites fällt auf: Alkohol ist gar nicht so leicht zu bekommen…und wenn, dann richtig teuer. Für Touristen gibt es nur die Möglichkeit, in lizenzierten Restaurants/Hotelbars etwas zu kaufen. Da freut sich Karle. Die Büchse Carlsberg kostet 6,- €. Plus-Minus. Für einen Wodka Red Bull muss Memo beinahe eine 12- Monats-Finanzierung abschließen. Allerdings besitzt auch kaum eine Bar eine solche Lizenz und die Cocktailbar in der Stadt entpuppt sich als Saft-Cocktail-Schrägstrich-Milchshake-Bar. Wir trinken also für 45,- Euro Saftshake anstatt Mojito. Was theoretisch die Gesundheit fördern würde, wird praktisch durch die Alternativdroge Zigaretten mehr als kompensiert. Als einziger Nichtraucher unter neun Rauchern komm ich mir manchmal vor wie in Winnetou’s Wigwam.

DSC_3436_01
Staudamm bei Muskat

Road TripMit zwei Toyota Landcruisern starten wir von Muskat in Richtung Süden zu einem kurzen, dreitägigen Roadtrip. “Sollen wir noch Tanken, ehe wir losfahren?” fragt Käthe besorgt. “Ach quatsch, ist doch noch halb voll!” entscheide ich. Und los geht’s über Berge und durch Wadis (ausgetrocknetes Flussbett) ins Hinterland. Oder ‘Wildnis‘, wie meine Schwester sagen würde. Je mehr wir uns dem Sonnenuntergang nähern und noch immer in der Wildnis sind, und je weiter die Tanknadel Richtung Reserve rückt, desto nervöser werden Mum und Lena. Dabei fahren wir noch nicht einmal richtig auf Reserve! Blöder Weise kam aber bisher kein Omani auf die Idee, eine Tankstelle in abgelegene Berglandschaften zu bauen, dabei kommen doch täglich mindestens drei bis vier Autos vorbei. Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir tatsächlich wieder eine geteerte Straße und entscheiden uns für ein Picknick am Ende des Wadi. Wildnis-Picknick mit Platzwürsten, improvisierten Kaffeebechern und Open Air Toiletten vor den geparkten Autos. Einzigartig. Nur das kühle Bier fehlt.

DSC_3554_01
The Seegers & Co

Im Hotel angekommen hoffen wir genau auf ein solches kühles Bier. “Klar haben wir Bier, aber zu jedem alkoholischen Getränk müsst Ihr etwas zu Essen bestellen.” ist die Auskunft der Kellnerin. Was ich erst für einen Scherz halte, ist bitterer Ernst. Das 6,- € teure Bier wird nur verkauft, wenn wir mindestens eine 3,- € Portion Pommes dazu bestellen. Ein Blick auf die Nachbartische bestätigt ihre Aussage. Das ganze Restaurant isst kleine Portionen Pommes.

Heute fahren wir weiter in die Wüste und schlafen in Zelten” erinnere ich die Seegers am nächsten Morgen. “Ein Zelt in der Wüste? Ich hoffe ich muss dafür nicht auch noch Geld zahlen!” meckert Schwesterle. Im Dschungelcamp bekommen sie ja schließlich auch Geld dafür, wenn sie so einen Scheiß machen. Egal, Dad gefällt es. Er kann mit dem LandCruiser durch Sand und über Dünen heizen, bis wir im Wüsten-Camp ankommen. Für Susi und mich sind die Zelte reinster Luxus, man kann sogar aufrecht darin stehen. Für Elena und Janina ist es die größte Outdoor-Erfahrung ihres Lebens und nahe am Höhlenmenschen-Dasein. Der Sonnenuntergang auf einer Düne, ein omanisches Buffet, Lagerfeuer unter Sternenhimmel und Dune-Bashing mit einem V12 entschädigen die Beiden jedoch dann für die Strapazen des ‘Zeltens‘. Ganz nebenbei lernen wir dazu auch noch, wie viel Megapixel ein menschliches Auge so haben muss, damit es “ganz ohne Zoom den Mond so klar erkennen kann, wo doch jede Handykamera versagt“.

Aufruhr am Morgen: “Habt Ihr heute Nacht auch die Handgranate gehört? Ich hab keine Minute geschlafen!” hören wir von einer bestürzten Janina am Frühstückstisch. Handgranate? Bitte was? “Das war soooo laut, die ist direkt neben unserem Zelt explodiert.” – “Achso das, ja da ist ein Elefant gestorben. Wenn die sterben, dann platzen sie und das hört sich dann an wie eine Handgranate!” – “Echt jetzt?

DSC_3558_01
Ein platzender Elefant???

Salalah – 5 Sterne AI Von der Wüsten-Wildnis in den All-Inklusive-Himmel. So oder so ähnlich müssen Schwesterchen und Janina wohl über unseren Umzug nach Salalah denken. Wir Männer übrigens auch, denn ab jetzt können wir Bier trinken, ohne Pommes bestellen zu müssen. Herrlich. Ahhhh the Seeeeegers” – bereits nach drei Stunden im Hotel sind wir bekannt wie bunte Hunde. Warum? Vielleicht ist es, weil wir den Altersdurchschnitt des Hotels rapide nach unten drücken, vielleicht aber auch, weil wir in den ersten drei Stunden gefühlt 20 mal an der Rezeption waren. “Ahhhh, the Seegers“…

Folie7
Video 2: Seegers & Co im Oman

Die Sache mit dem EnglischTee mit Zitrone für Alle! Janina, leicht angeschlagen von der Höllen-Nacht in der Wüste, bestellt etwas gegen Erkältung für sich…aber irgendwie bekommen es alle. Tee mit Zitrone für Alle. In der Küche müssen sie denken, the Seegers schleppen eine Pandemie ein. Das war aber nur der Vorgeschmack der zahlreichen Deutsch-Englisch-Sprachbarriere-Probleme. Die Bestellung des Spiegeleis entpuppt sich als ebenso große Herausforderung: “Can I have a window egg?” versucht es Memo. Window Egg? Fenster Ei? Soll der Junge die Eier einfach ans Fenster werfen? Meine Schwester greift korrigierend ein: “Das heißt nicht Window Egg Memo, sondern Mirror Egg!” – jetzt werf ich mich gleich aus dem Fenster! Da ist es wieder. Meine Schwester spricht Englisch einfach nur, wenn sie parallel am Alkohol nascht. Dabei hatte ich ihr in Thailand doch erklärt, dass sie das beidseitig gebratene Spiegelei auch non-verbal bestellen kann, in dem sie sich einfach auf den Boden legt, zischt, schnell herumdreht und wieder zischt.Mindestens genauso verdutzt hat der Kellner auf der Terrasse geschaut, als er von Memo hört: “The young chickens want to stand” – als Antwort auf seine Frage, ob er noch Stühle bringen soll. Die jungen Hühner wollen stehen. Aber auch Karle gibt sein Bestes für die interkulturelle Verständigung. Als er eine Zigarette anzünden will und der Kellner ihm ein ‘Lighter‘ (Feuerzeug) anbietet, antwortet er trocken: “Leiter Leiter, ich brauch ein Feuerzeug und keine Leiter?

DCIM106GOPRO
Brauch keine Leiter, brauch Feuer!

Mum wird 60Kurz vor Ende des Urlaubs ist es dann soweit. Die Chefin of the Seeeegers hat Geburtstag und wir wollen in einem Restaurant in der Stadt in den Geburtstag feiern. Die Auswahl an Restaurants, wie auch die Suche nach einem Big Room Taxi ist allerdings schwierig bis unmöglich. In ganz Salalah gibt es lediglich ein Restaurant mit Alkohol-Lizenz und auch nur einen Taxi-Mafia-Ring. Großraumtaxis sind ‘verboten‘ und der Standard-Fahrpreis von 5 Rial wird für uns erhöht auf 10 (30,- Euro), pro Taxi, pro Strecke versteht sich. Dafür gibt es aber auch eine Erlebnisfahrt inklusive. Unser Taxifahrer spricht kein Deutsch, kein Englisch und ist der vorsichtigste Fahrer des Planeten. Auf der Autobahn wagt er es tatsächlich, hin und wieder sogar 60 km/h zu rasen, ansonsten bleibt er stets unter sicheren 50 km/h. Nur bei Bodenwellen, die er regelmäßig übersieht und dann ins Lenkrad lacht, reduziert er die Geschwindigkeit nicht.  Kurzzeitig hab ich das Gefühl, wir feiern im Taxi den Geburtstag von Mum. Oder fahren so lange bis ich 60 werd. Ich weiß es nicht.

Wir schaffen es jedoch rechtzeitig zurück in die Hotelbar, um anzustoßen. Herzlichen Glückwunsch nochmals Mum, Du bist die Beste, die wir uns vorstellen können. Mit jungen 60 Jahren dachten wir, Mutti könnte so langsam mal das Schnorcheln anfangen. Für ihren Geburtstag mieten wir also ein Boot und fahren von Bucht zu Bucht auf der Suche nach Riffen, Wracks und Schildkröten. Ein richtig geiler Tag und gelungener Abschluss eines tollen Familienurlaubs. Danke Family, Ihr seid Spitze. Ich geh jetzt mal ein Window Eggs im Big Room Taxi essen.

DSC_3516_01
Feuer unter Sternenhimmel

2 Comments

  1. Wie immer genial geschrieben und richtig tolle Videos! Bin gespannt auf den Südamerika-Teil, da soll es bei mir nämlich im nächsten Jahr hingehen 🙂 Wobei Oman jetzt durchaus auch verdammt gut aussieht… Gute Weiterreise!

Leave a Reply