Singapur – Stadt der Superlative und Strafen

DSCN3382Tag 196 bis Tag 202, Sonntag 16.11. bis Samstag 22.11.2014 – Vorweihnachtszeit im Südwestmonsun

Trinken oder Essen in der U-Bahn – 500 $; Rauchen in der U-Bahn – 1000 $; Zigarettenkippe auf den Boden werfen – Sozialarbeitsstunden; ‚Lügerei‘ (nachweisbares Lügen) – Prügelstrafe mit dem Rohrstock auf des blanke Gesäß! Oh my god! Zum Glück gibt es vor allem das Letzte in Deutschland nicht, sonst wäre ich bei Fragen wie „Liebst Du mich wirklich?” oder “Kann ich dieses Kleid anziehen?” öfters mal in der Zwickmühle gewesen. Prügel mit dem Rohrstock auf den nackten Arsch oder einfach kein Sex!

IMG_3505
U-Bahn Verbotsschilder
IMG_3458
Level 33 Skybar

Diese drakonischen Strafen machen Singapur zum saubersten Platz Erde, den ich bislang besuchte. Selbst in der der U-Bahn kannst Du problemlos vom Boden essen (wäre es nicht verboten). Nirgends auf der Straße liegen Müll, Papierschnipsel oder Zigarettenkippen. Selbst die Bäume lassen ihr Laub nicht fallen, weil sie Schiss vor dem Prügelstock (oder die Motorsäge) haben. Moskitos kommen schon gar nicht ins Land, da die Todesstrafe an der Grenze droht.

Neben der saubersten Stadt, ist Singapur auch die teuerste und luxuriöseste Metropole, die ich bislang besuchte. Besonders die Einkaufszentren, Hotels und Wolkenkratzer rund um die Marina Bay übertreffen sich gegenseitig mit Protz und Luxus. Für mich als Backpacker eigentlich die absolute Hölle. Mein eigentlich ordentliches Tagesbudget Südostasien von 40,- € wird bereits durch die Hostelkosten (20,- €) halbiert. Essen beim Straßenhändler macht circa 5,- bis 8,- €, Restaurants habe ich mich nicht getraut zu besuchen (Pizza min 15,- €), ein 0,33 Liter Bier 8,- € und so weiter. Das zweifellos teuerste Bier meines Lebens habe ich im Level 33 getrunken: Mojito Bier für 25 Dollar – aber die Aussicht ist unbezahlbar!

Bezahlbar hingegen ist Dummheit, dafür muss man sogar viel bezahlen. Zwischen Malaysia und Singapur musste ich an der Grenze dreimal hektisch den Bus wechseln. Irgendwo in einem dieser Busse liegt jetzt mein Kindle Paperwhite. Aber hauptsache 1,50 € gespart und nicht den Direktbus genommen! Dummheit kostet eben!

IMG_3484
Bäriges Hostel

Mein Hostel könnte als Top Kinderhostel durchgehen, alles ist mit bunten Bären dekoriert. Die Toiletten sind für männliche und weibliche Bären, der Aufenthaltsraum ist vollgepflastert mit Plüschkameraden etc. Wo bin ich denn hier gelandet? Im IKEA Kinderland? Allerdings wird mir hier wieder meine Dummheit vor Augen geführt: das Hostel heißt ‚Beary Best Hostel‘ (bäriges bestes Hostel) – das hätte ein Indiz sein können. Wobei ich im G-Spot Hostel Lagos auch nicht überall von G-Punkten belästigt wurde. Trotzdem: Danke Lonely Planet – zum Glück warst Du auf dem Kindle und liegst jetzt auch in einem malayischen Bus. Ich schlafe im Zimmer ‚Sweat Dreams‘ – ein 9 Betten Zimmer, jedoch ganz für mich alleine. Alter Scholli, ist das langweilig.

DSCN0012
Monsun über Singapur

Nach zwei Nächten im Hostel wendet sich aber mein Glück. Ich lerne abends die wohl liebeswerteste und hilfsbereiteste Person Singapurs kennen – Sarah, eine Engländerin, die hier arbeitet. Ihr Mitbewohner zog vor 2 Wochen aus und ich kann sein Zimmer für die nächsten 4 Tage kostenlos nutzen. Mit eigener Toilette. Eigener Dusche. Und Dachtrassen-Pool. Und vollem Kühlschrank. Und ne Metro – Karte. Wie geil ist das denn? Budget gerettet. Ab jetzt brauche ich nur noch Geld für Bier ausgeben! Ich hätte mir niemals träumen lassen, wie viele nette Menschen man auf Reisen kennenlernt. Einzigartig. Ein gechillter Tag am Dachterassen-Pool tut zudem richtig gut. Ein Buch hat mir Sarah noch obendrauf geschenkt, als sie von meinem Kindle Fauxpass erfuhr. Leider bin ich es aber nicht mehr gewohnt, klassisch gebundene Bücher zu lesen. Ständig versuche ich die Seiten in Kindle Manier durch einfaches antippen der Seite umzublättern. Dann beginne ich wieder oben zu lesen und merke nach zwei Sätzen, dass ich diese Seite schon kenne. Extremst Elektronik geschädigt!!!

DSCN3376
Skyline bei Nacht

Im Prince of Wales Pub findet zufällig eine Comedy Club Veranstaltung statt, als wir auf ein Bier vorbei schauen und an der Bar Platz nehmen. Ungewollt sitzen wir also direkt vor dem Podium, von dem aus die verschiedenen Comedians ihr Programm abziehen. Als einziger Deutscher bin ich beliebtes Opfer und Zielscheibe jedes einzelnen Comedians (Engländer, Amerikaner, Schotten). Ich kann das überhaupt nicht verstehen: wir Deutschen waren doch schon immer ein angenehmes, freundliches und friedfertiges Volk. Warum hacken die alle so auf mir herum?

DSCN3321
Weihnachtsbaum & Palmen
DSCN3335
Skyline bei Tag

Was ist sonst noch passiert? Mittlerweile bin ich über 200 Tage Out of Office. An Tag 200 schlendere ich entlang weißer Sandstrände in Singapur Sentosa, höre als Hintergrundmusik ‘Jingle Bells‘ und ‘Stille Nacht‘ und springe in Unterbuxen ins türkisblaue Meer. Extrem komisches Gefühl und ich vermisse ein wenig Weihnachtsmarkt und Glühwein. Jedoch selbst in den mit Weihnachtsdeko hergerichteten Shopping Malls ist die Suche nach einem Glühwein ein aussichtsloses Unterfangen. Immerhin wird mir durch die auf 10 Grad eingestellte Klimaanlage in meinen Short und Flip Flops ein Gefühl arktischer Kälte vermittelt.

Funny Fact: Wer in Singapur ein Auto zulassen möchte, benötigt zunächst eine Genehmigung dafür. Diese kostet – einmal kurz anschallen bitte – 80.000,- $!!! Das heißt, will ich einen popeligen Fiat Uno für vielleicht 10.000,- € in Singapur zulassen, kostet mich der Spaß 80.000 $ plus den Fahrzeugpreis (der nochmal mit einer Luxussteuer belegt ist). Dafür darf ich dann aber auch immerhin 10 Jahre lang damit fahren, danach erlischt nämlich die Genehmigung! Ach ja, Maut gibt es in der Stadt natürlich auch noch – wäre ja gelacht, wenn mit den 80.000 alles abgedeckt wäre. Einen Stau hab eich allerdings nicht gesehen 😉

Leave a Reply