Tag 111 bis Tag 118, Freitag 22.08. bis Freitag 29.08.2014 – Campen, Wandern, Planlos sein
Selbst Flodders und Hempels sind auf Reisen besser ausgerüstet als Babsi und ich – wir sind zweifelsohne die am schlechtesten vorbereiteten Camper ever, ever, ever!
Von Malaga starten wir in Trixers Auto mit der Vorstellung, an alles gedacht zu haben unseren Rodtrip Richtung des südwestlichsten Zipfels des europäischen Festlandes. Von Malaga aus sind es 450 km bis zu unserem ersten Ziel direkt nach der portugiesischen Grenze, das kleine Städchen Tavira.
Läuft ja ganz gut, einen Zeltplatz direkt neben dem Pool der Anlage bekommen wir für knapp 20,- €. Recht teuer aber das sollte der Standardpreis auch für die nächsten Tage bleiben. Beim Aufbauen des Zeltes, das naturgemäß ja Männeraufgabe ist, fluche ich wie bereits in der Sierra Nevada über meinen Geiz bei der Wahl des Zeltes. Wobei das Zelt nicht das Problem ist, vielmehr sind es wieder einmal die Heringe. Als ob man Zahnstocher in eine Mauer hämmern möchte. Wobei hämmern vielleicht das falsche Wort ist, wir haben nämlich keinen Hammer und bedienen uns herumliegender Steine. Ehe allerdings ein Erdnagel im Boden versinkt, ist selbiger meist verbogen oder es bricht der Stein mittig auseinander. Das spürt man wenigstens direkt, er platzt mir nämlich direkt in der Hand auf! Da muss man eben improvisieren und anstatt der üblichen 30 Heringe, muss unser Zelt in dieser Nacht mit 5 Heringen plus 2 Schnüren und 4 Steinen an den Ecken auskommen. Wird schon irgendwie halten, wir liegen ja drin.

Zelt steht, jetzt hab ich Hunger: „Was kochst Du Babs?“ – „Wieso ich?“ – „Ich Höhle, Du Nahrung! Ist doch logisch!“ …die Reaktion darauf traue ich mich jetzt nicht zu schreiben. Wir gehen also gemeinsam zum Supermarkt. Der Plan: Wir grillen nen leckeren, frischen Fisch! Die Realität: Wir kaufen TK-Burger, Zwiebel, Tomaten und Käse. Plus zwei Flaschen Wein, dann wird es vielleicht wenigstens in unserer Vorstellung ein perfektes Dinner. Zurück am Zeltplatz und an Trixers Auto stellen wir zwei Helden fest: Wir verfügen weder über Grill noch Holzkohle. Ich hab einen Gaskocher mit mindestes einer vollen Kartusche und einen Topf zum Wasser abkochen. That’s it! Immerhin kann ich mit einem Feuerzeug dienen, wobei das Zubereiten der Burger mit dem Feuerzeug vielleicht ein wenig suboptimal erscheint. Planlos schlendern wir über den Campingplatz auf der Suche nach einem Grill oder einer Grillstelle – am besten noch mit glühender Kohle. Wir Profis haben tatsächlich Glück – ein Spanier verlässt gerade mit frischem Fisch seine Grillstelle, jetzt unsere Grillstelle. Das wir weder Grillbesteck, noch normales Besteck (mit Ausnahme eines Taschenmessers), noch Teller oder Becher haben, wird uns beim Decken unseres Tisches bewusst. Prinzipiell steht nämlich nichts auf dem Tisch außer den wenigen Einkäufen. Selbst Salz und Pfeffer ist schlicht nicht vorhanden. Der Korkenzieher für den Wein ist natürlich da. Typisch Alkis! Weitere Improvisation ist angesagt. Als Teller nehmen wir die Kartons der TK-Burger, als Becher schneide ich eine leere 1,5 Liter Wasserflasche in der Mitte auseinander. Salz und Pfeffer schnorren wir vom Nachbartisch und Grillbesteck sind zwei kleine Äste. Na geht doch! Das Salatdressing von Babsi ist natürlich ein wenig dünn, quasi lediglich ein Salzdressing mit Ketchup-Nuancen. Wider erwarten trotzdem ein leckeres Abendessen und unterhaltsamer Spaß noch obendrein…auch für unsere Nachbarn.
Am nächsten Morgen haben wir leichtes Spiel, die 5 Heringe sind rasch aus dem Boden gezogen (sie waren nie wirklich drin) und das Zelt wird einfach komplett auf den Rücksitz geworfen. Wir brauchen es ja heute Abend wieder, ein ordentliches Zusammenpacken wäre verlorene Kraft und Zeit. Die Stadtbesichtigung Tavira ist nicht der Rede wert, dennoch bleibt Tavira in Erinnerung als Ort des für mich teuersten Tankens. Beim Verlassen der Tankstelle wartet bereits ein griesgrämiger Polizist mit Oberlippenbart und übergroßer RayBan Sonnenbrille auf mich. Tom Sellek ohne Hawaiiemd aber in locker sitzender Uniform. „Sie haben zwei Straftaten begangen!“ – Ach du Scheiße, was hab ich? Will der mich einsperren? Und was hab ich gemacht? Mein einziges Vergehen war, dass ich heute morgen in den Pool gestrullert hab, weil ich zu faul war, zum Klo zu laufen! „Erstens, Missachtung eines Verkehrszechens, 44,- €, Zweitens, Überfahren einer durchgezogenen Linie, 28,- €!“ – als ich dann wirklich äußerst freundlich Frage, wo das gewesen sei, wird Tom Sellek sauer: „Hier an der Tankstelle, zwei Straftaten! Da ist das Schild, da die Linie!“ – is nicht dein Ernst, Junge?! Ich bin circa 250 Meter vor dem Schild bereits abgebogen und die durchgezogene Linie war vielleicht zu Zeiten sichtbar, als Portugal Nettozahler in der EU war. Mittlerweile habt ihr Pfeifen aber mehrere Schichten Teer über die durchgezogene Linie geschüttet! …denke ich innerlich, antworte aber: „Oh das tut mir sehr Leid Herr Wachtmeister, wir sind den ersten Tag in Portugal und mit den Regeln noch nicht ganz so vertraut. Können sie vielleicht von einer Strafe absehe?“ – „Okay, Sie müssen nur das Überfahren der Linie zahlen. 28, €, Cash oder Karte?“. Diskutieren hilft wohl nicht, also zahle ich. Seit ich Trixers Auto im Mai übernommen hab eist das mittlerweile der 5 Strafzettel – plus ein Auffahrunfall und einmal abgeschleppt werden. Kein schlechter Schnitt für 4 Monate.

Unser Tages-Highlight ist die Wanderung zum Wasserfall „Chorro de Inferno“ (Fontäne der Hölle). Zeitansatz laut MarcoPolo Reiseführer: 2,5 Stunden, wir planen 2 Stunden, schaffen es in 1 Stunde (bei langsamem spazieren!). Die Höllen-Fontäne entpuppt sich als stinkendes, stehendes Wasserloch mit einem winzig kleinen Wasserflächen – wenn das die Hölle ist, möchte ich bitte wirklich nicht dorthin. Danke Marco Polo für diesen Reinfall Wasserfall! Auf dem Rückweg zu unserem Auto betreiben wir Mundraub: Orangen, Limetten, Granatäpfel, Zitrone – unser schlecht ausgerüsteter Campinghaushalt beginnt zu wachsen. Beim nächsten Stopp, McCafe, füllen wir unsere Vorräte an Zucker, Salz, Pfeffer und Servietten. Profis am Werk! Im Supermarkt vergessen wir diesmal neben dem Fleisch nicht, auch noch Grillkohle (Anzünder hatte ich komischer Weise dabei), Teller, Becher und Besteck einzukaufen – das konnte uns McD irgendwie nicht bieten. Abendessen gesichert! Diesmal können wir am Campingplatz sogar den Spaniern aushelfen, die neben uns versuchen zu Grillen. Nach anderthalb Stunden, bekommen sie ihre Kohle immer noch nicht zum glühen und ich biete freundlich unsere Reste an. Was für Amateure!

Sightseeing in Faro an Tag 3. Laut Marco Polo gibt es hier 31 Kirchen und eine atemberaubende Altstadt zu sehen. Nach 10 Minuten herumschlendern fahren wir weiter. Check, wunderschön! Das G-Spot Party Hostel in Lagos ist unsere Bleibe für die dritte Nacht. Party Hostel! So werden wir auch begrüßt. „Hey Dude, wie geht’s Dude? Ich bin noch total durch von unserer Bartour gestern Abend. Wusste nicht mehr wo ich pennen soll, als ich ins Hostel kam und hab mich dann zu nem Mädel auf die Couch gelegt. Hab ihr gesagt, sie soll meinen Bauch kraulen, he he, Dude!“ – und das war der Typ an der Rezeption! Der Hostel-Tagesplan: 19 Uhr gemeinsames Abendessen, 20 Uhr Beginn Saufspiele im ganzen Hostel, 22:30 Bar-Tour! Jeden Tag! Zum Glück bleiben wir nur eine Nacht. Um nicht zu negativ aufzufallen, beteiligen wir uns natürlich an den Saufspielen. Im Team mit Babs spielen wir Bierpong gegen Engländer. Babs könnte die Abkürzung für Barbara sein, aber auch für: Bin Absolute Bewegungslegasthenikerin, Sorry! Manchmal hat sie sogar den Tisch getroffen, meistens leider aber nicht einmal den. Von den Bechern ganz zu schweigen! 😉


Nach dieser Niederlage und ein wenig Barhopping mit den anderen G-Spottern ist am nächsten Tag entspannen angesagt. An der Westküste Portugals finden wir einen Strand, der riesig und gleichzeitig nahezu menschenleer erscheint. Perfekt für einen Tag Erholung im Schatten des Sonnenschirms. Denkste! Pflanzt sich nicht 15 Minuten später eine deutsche Familie mit 2 Kindern direkt neben uns. Dann spielen sie auch noch Frisbee, welche alle 5 Minuten auf mir landet. Was soll das denn? Die Deutschen habe einfach kein Anstand 😉
Abends dann das altbewehrte Zelten. Und wieder sind wir alten Hasen es, welche diesmal einem deutschen Pärchen Glut, Salz und Besteck überlassen. Das die Leute sich aber auch nicht vorbereiten können, wenn sie Campen gehen!
Ab morgen Leben wir noch minimalistischer: Wir parken Trixer Auto und wandern ein Stück die Steilküsteen der portugiesischen Westküste entlang. Darüber mehr in Teil Zwei unseres Portugaltrips!