„Herzlich Wilkomme meine Dame un Herre im Name von dem Flixbus, Mei Fernbus und Hummel GmbH“ begrüßt uns der Fahrer im Nachtbus von Karlsruhe nach Berlin mit leicht polnischem Akzent. Während meiner Reise sind Fernbusse das Haupttransportmittel, warum also nicht auch in Deutschland mal zu der billigen Variante greifen. „An Bord habe wir kleine Automat mit unsere Kaffeespezialität und auch WC. Wege Hygiene und so bitte immer sitze. Auch wege Damen bitte. Internet habe wir auch an Bord wenn geht. Geht aber ned oft. Ich wünsche nun angenehme Fahd.“
Sehr sympathisch. Mit den Reisebussen in Malaysia oder Myanmar kann dieser Nachtbus nicht ganz mithalten, aber es ist bequem und sauber. Sprachlich verstanden habe die Gespräche meiner Mitreisenden im Ausland nicht, in Deutschland ist das anders:
„Bisch Du Türkin?“ höre ich eine männliche Stimme im Mannheimer Dialekt ein Gespräch anfangen.
„Neeee“ antwortet das Mädel
„Hä, aber was für a Sproch hasch gerade am Telefon geschwätzt?“
„Türkisch, bin aber aus Chille“
„Aahhhh, Sozialismus“
„Was ist das?“
„Na Kommunismus, so wie Kuba, wäsch?“
„Neeeee, nicht wie Kuba.“
„Wie isch denn donn deine Mentalität so?“
„Bin mehr so Arabien.“
Okay, hinter mir sitzen Fidel Castro aus Mannheim und die Prinzessin aus Arabien. Eigentlich wollte ich einen Film schauen aber das muss ich gar nicht.
„…wesch und dann hat mei Freundin einfach Schluss gmacht, weil ich nit ihrer Sekte beitrete wollt. Des war scho a schlimme Zeit fer mich.“ erzählt der Mannheimer weiter.
„Oh, das tut mir Leid. Wann war das?“
„Ha vor zwee Woche. Awa jetzt sind wir Freunde. Jo, und dann war do halt noch was anneres. Weesch, meine Freundin hat net Schluss gemacht, weil se mich nit liebt oder so.“
„Sondern?“
„Halt auch, weil ich nit aufgehört hab zu klauen. Nur weil ich in derre Skihalle noch a Paar Extra Ski mitgenumme hab. Awa so einen nette Feund wie mich lässt man wegen sowas doch nit sitze!?“
„Okay.“
„Wesch, ich hab jetzt 30 Paar Carving und 50 Paar normale Ski dahoim. Ich will selwa mol meine eigene Anlage uffmache. Do musch da Leut jo a was biete.“
In Mannheim, ne Skianlage. Das wird bestimmt der Renner. Ich hoffe ich verrate jetzt nicht die grandiose Geschäftsidee.
„Letze Woche war ich in Düsseldorf uff der Messe. Ich sags Dir, do gibts Fahrgeschäfte die heb ich mei Läääwe noch nit gesehe. Des isch wie beim Orgasmus wenn do fahrsch. Und dann hew ich meine gonze Wochenendplanung für mein Chef umschmeiße müsse. Wollt eigentlich bis äm Montag dort bleiwe.“
„Wieso? Hast kein Urlaub bekommen?“
„Neeee, dotale Urlaubssperre, glabsch des? Ich fahr LKW für Rewe.“
„Wieso das?“
„Ha ich schaff erst seit zwee Woche in derre Firma. Da muss ma noch pünktlich sei, weesch.“
Wow, bei so einer Firma wollt ich nicht arbeiten. In der zweiten Woche bekommt der arme Junge noch keinen freien Tag? Unzumutbare Umstände. Da sollt er mal mit dem Chef der GDL sprechen, die haben schon lange nicht mehr gestreikt.
„…ich bin jo auch Rettungsschwimmer, weesch?“
„Cool, Glückwunsch.“ Mittlerweile antwortet auch die Arabierin leicht ironisch, mein Sitznachbar prustet gerade los. Offensichtlich folgt er auch der Unterhaltung.
„Jaja“ sagt er stolz „früher war ich a Klassenbeschter im Schwimmen. Mit Delphin und so. Awa mein Schein isch grad abgelaufen, jetzt darf ich grad nit!“
Na zum Glück sitzen wir im Bus und nicht in einem Boot. Köstlich. Vielen Dank an Flixbus, Mei Fernbus und Hummel GmbH. Ich fahr jetzt öfter mit Euch.