Tag 344 bis Tag 358, Freitag 10.04. bis Freitag 24.04.2015 – Zwei Wochen mit dem Camper Van auf dem roten Kontinent zwischen Brisbane und Cape Tribulation
Low Budget unterwegs sein aber dennoch individuell, eigenständig und frei Reisen. In Australien bedeutet das: Wild Campen mit einem umgebauten Van. Baujahr: Mitte 90er; KM-Stand: 335.000; Ausstattung: drei Matratzen, ein Gaskocher und immerhin ein Lenkrad; Zustand: da sprechen wir lieber nicht drüber; Basispreis: relativ günstige 450,- € für zwei Wochen; der Haken: quasi keine Versicherung. Das geht natürlich nicht. Als gute Deutsche und mit der Erfahrung, dass Susi selbst bei einem Neuwagen den Schlüssel abbrechen kann, entscheiden wir uns also für das Rundum-Sorglos Paket. Vollkasko mit allem Schnickschnack. Zusatzkosten: 400,-! Bei einem 2 Wochen Budget von knapp 1500,- bleibt für Essen da eigentlich nicht mehr viel Geld übrig. Aber dafür haben wir jetzt ne Vollkasko – wer braucht schon was zu Essen.

Wir bekommen einen Van, der (gelinde gesagt) Aufmerksamkeit erregt. In blau-gelb-roter Farbe besprüht, ein fettes Peace Zeichen an der Front und auf der Heckklappe ein Spruch, der in etwa bedeutet: „Nutz ein Kondom beim Poppen!“ (wobei ich das hier etwas weniger vulgär ausdrücke). So fahren wir jetzt also 14 Tage von Brisbane bis Cape Tribulation. Die Gefahr, den Van auf einem Parkplatz nicht wiederzufinden, erscheint ausgeschlossen. Ganz im Gegenteil, einfach der Menschentraube folgen, die Fotos knipsen. Peinlich ist es ein wenig, wenn kleine Kinder oder Jugendliche voller Enthusiasmus den doch eher sexistisch angehauchten Wagen inspizieren und nach der Bedeutung der Sprüche fragen. “Ja, ähm, mmhh…geh zu deinen Eltern Du Rotzlöffel!”
Wild Campen in Australien


Mit dem Plan des Wild Campen ist das in Australien allerdings so ein Ding. Generell ist es erst einmal verboten, läppische 300,- Dollar pro Person/Nacht wird an Strafe fällig, wenn ein Ranger uns beim ‚Parken‘ über Nacht erwischen. Lediglich an landschaftlich eher wenig attraktiven Autobahnraststätten, -parkplätze, etc. ist es offiziell erlaubt. Alternativ kann man natürlich sein Glück herausfordern und an abgelegenen Stränden oder Strandzugängen parken. Das soll wohl meistens auch gut gehen. Also parken wir gleich in der ersten Nacht auf Birbie Island direkt an einem Strandparkplatz, an dem auch Australier stehen. Die beiden Jungs sind allerdings keine Camper, sondern Angler…Hai-Angler: „Riffhaie, Hammerhaie, vielleicht ein kleiner Weißer. Hier in der Gegend gibt es viele Haie!“ – gut zu wissen, der Morgensport im Wasser fällt also auch aus. Nach 2 Stunden merken wir, dass die Jungs nicht nur Haie, sondern auch Schlangen jagen. Einer von ihnen zieht knappe 10 Meter neben unserem Camper eine 2,50 lange Python aus dem Busch und fängt sie. Nur zum Bilder machen versteht sich. Danach wird sie genau an der selben Stelle wieder frei gelassen…10 Meter neben unserem Camper, neben unserem Schafplatz. Was soll man da sagen: Das ist Australien.

Am zweiten Tag fahren wir die komplette Sunshine Coast entlang – bei Regen. Welch Ironie des Schicksals. Ich lerne zudem eine weitere Facette des „Wild Campen“ – das Wild Duschen. Ohne Luxus-Wohnmobil beziehungsweise ohne Übernachtung auf Campingplätzen, gibt es natürlich auch keine Garantie auf Duschen. Daher sollte man mitnehmen was kommt. Kreuzt eine Stranddusche zufällig den Weg, muss man zuschlagen. Bei ersten Mal ist es noch ein wenig komisch, direkt an der Uferpromenade und unter Beobachtung der vorbeilaufenden Spaziergänger die Haare zu shampoonieren – aber man gewöhnt sich an alles. 14 Tage Camper Van = 14 Tage kalt oder gar nicht duschen.
Giftige Tiere

An der Ostküste gibt es kaum einen Strandabschnitt, an dem nicht ein Warnschild vor irgendeinem gefährlichen Tier steht. „Vorsicht Krokodile“; „Vorsicht Stachelrochen“ oder mein Lieblingsschild „Vorsicht Quallen“ – die Haie werden hier irgendwie gar nicht mehr aufgeführt. Gibts eh überall. Was aber wirklich nervig ist, sind die Würfelquallen. Mit Tentakeln von bis zu 3m und einem Giftvorrat, der zum Töten von bis zu 250 Menschen reicht, möchte man diesen Freunden nicht unbedingt im Wasser begegnen. Jährlich sterben circa 70 Menschen an den Folgen des Nervengiftes. Jetzt könnte man natürlich denken, dass wir keinen Fuß ins Wasser setzen, wenn ein Quallen-Warnhinweis am Strand steht. Mit Susi ist das allerdings ein wenig anders. Natürlich gehen wir ins Wasser. Warum? Ganz einfach: weil’s draußen scheiß heiß ist! Ich habe langsam den Anschein, dass die Höhe der Angst vor verschiedenen Arten an Tieren nicht immer unbedingt richtig priorisiert wird. Wir gehen also mit dem giftigsten Tier der Welt freiwillig schwimmen! Weil heiß ist! Rennt aber einmal eine harmlose Kakerlake auch nur in der Nähe unseres Autos vorbei, müssen wir sämtliche Taschen ausräumen, alle Lebensmittelsvorräte vernichten und am besten den Innenraum des Van ausbrennen!

Ein Hauch von Outback
Für einen Abstecher ins richtige Outback ist schlichte keine Zeit. Dennoch möchten wir das Outback Feeling ein klein wenig erleben und verlassen die Küstenstraßen, um für knapp 200km ins Landesinnere zu fahren. Die alte Goldgräberstadt Charters Towers vermittelt einen bisher selten erlebten Western-Eindruck mit typischen Salons, ausgedienten Minen und historischen Gebäuden. Weitaus faszinierender ist jedoch die eigentliche Fahrt auf rot geteerten, lang gezogenen Straßen durch Australiens Busch- und Steppenland. Keine Abzweigungen, keine Dörfer, keine Tankstellen – einfach nichts, außer roter Erde, grüner Büsche und teils kahler Bäume. Einfach wir, unser Van und der Rest an Benzin, den wir noch besitzen. Gerade genug, um die 200km zurück an die Küstenstraße zu gelangen.
Great Barrier Reef


Bereits seit Sunshine Coast spüren wir die Gegenwart des gewaltigen Great Barrier Reef, welches sich auf einer Länge von circa 2.300km vor der Nord-Ostküste Australiens erstreckt. Obwohl es kilometerweit vor der Küste liegt und vom Ufer aus nicht zu sehen ist, nimmt man es war. Das Meer ist ruhiger und kein Vergleich zu den Surfer Stränden an Gold und Sunshine Coast. Die Wellen brechen bereist am weit entfernten Riff und beruhigen die See.
Um die ganze Schönheit dieses Weltnaturerbe begreifen zu können, ist unbedingt ein Tauch- oder Schnorchelausflug ratsam. Die Artenvielfalt und Farbintensität unter Wasser ist einfach atemberaubend – oder in meinem Fall Sauerstoff raubend! Die eigentlich auf 60 Minuten ausgelegte Sauerstoffflasche ziehe ich in knapp 30 Minuten beinahe leer. Dafür tauche ich mit Riffhaien am Korallenriff. Wie geil ist das denn?!
Weitere Impressionen

Cape Tribulation – hier trifft Regenwald auf Ozean. Die Bäume des Dschungels ragen bis ans Wasser.

Wallabies – Diese kleinen Jungs findet man überall in Australien. Bei Morgen- und Abenddämmerung kommen sie raus und manchmal ganz nah zu einem ran.

Strände – An vielen Stellen zieht sich das Meer bei Ebbe hunderte Meter zurück. Die Strände ein Australien sind mit die schönsten, die ich während meiner bisherigen Reise gesehen habe.

Wildes Campen – Mit dem Camper Van unterwegs zu sein, bedeutet Frei sein. Wo es gefällt, bleibt man stehen…und hofft, dass kein Ranger in der Nacht vorbei kommt. Dafür hat man die Möglichkeit, alleine und ungestört die Natur zu genießen.
Die komplette Geschichte meiner Ersten Halben Weltreise – Live!