Tag 309 bis Tag 343, Sonntag 08.03.2015 bis Freitag 10.04.2015 – Abel Tasman bis Milford Sound und zurück: 4000km Alpen, Fjorde, Regenwälder, Gletscher, Strände und Nationalparks.
Abel Tasman National Park
Bereits das Ankommen auf der Südinsel ist eine Event für sich. Die Fähre zwischen Wellington und Picton schlängelt sich die letzte Etappe der Reise entlang der Marlborough Sounds. Eine fjordähnliche Landschaft voller Wasserwege und Landzungen.

Der Abel Tasman Nationalpark im Norden der Südinsel ist unser erstes Ziel. In einer der zahlreichen Schluchten versuche wir uns im Canyoning: 4 Stunden Abseilen, Springen, Klettern, Rutschen und Zip-Leinen entlang eines eisig kalten Bergflusses mit bis zu 8 Meter hohen Wasserfällen. Coole Sache, macht auf jeden Fall Spaß. Die Jungs von Abel Tasman Canyoning verstehen ihr Handwerk und bringen uns sicher die Schlucht hinunter. Ansonsten besticht der Nationalpark vor allem durch seine zahlreichen Buchten mit feinem Sand und türkisblauem Meer. Bei einem Fallschirmsprung aus 16.500 Fuß (…..km) erhaschen wir einen gänzlich anderen Blick auf den Park. Oder auch nicht, denn durch die sensorische Reizüberflutung des freien Falls bekomme ich beinahe nichts von meiner Umgebung mit.


Und wo es schön ist, da sind natürlich Deutsche. Unglaublich, wie viele Deutsche sich gleichzeitig auf einem Campingplatz in Neuseeland befinden können. „Gustav, wollen wir nicht noch Zähne putzen?“ höre ich einen anti-autoritär erziehenden 40-jährigen seinen knapp 4 Jahre alten Sohn fragen. Was soll der denn antworten? ‚Klar Dietmar (solche Eltern werden ja nie mit Papa angesprochen) ich freu mich schon den ganzen Tag drauf’ oder ‚Was eine frage, natürlich, wir wollen ja nicht, dass meine Milchzähne Karies und Parodontose bekommen!‘. Zeitgleich philosophieren in der Küche 3 Mädels zwischen 18 und 20 über ihr Abendessen. Ihre Zutaten: Mehl, Eier, Milch, Kartoffeln, Reis, Nudeln, Himbeeren, Lemongras, Koriander, Feta, Nutella, Linsen. Während ich am Gaskocher daneben unsere Spaghetti mit Pesto aus dem Glas zaubere, muss ich echt scharf nachdenken, was diese Kombination an Zutaten ergeben könnte. Leon, mein ehemaliger Mitbewohner aus Malaga, erschuf damals das Gericht Rührei mit gemischtem Hackfleisch als Willkommens-Essen für mich. Die Kombination zwischen Himbeeren, Linsen und Koriander erscheint mir als weitere Steigerung. Wie auch immer, nach 2 weiteren Stunden (wir haben inzwischen gegessen, gespült, Wein getrunken und Karten gespielt) stehen die Mädels immer noch in der Küche…’die Pfannkuchen werden nicht fest’…und leider ist das Mehl aus. Drückt doch einfach ein paar Kartoffeln klein…oder Linsen…oder Reis! Zum Abschluss des Tages läuft noch ein dickbäuchiges, nur in Feinripp-Unterhosen gekleidetes, haariges Wesen mit Schnauzbart an der Küche vorbei zum Toilettentrakt. ‚Bitte Bitte lass das nicht auch noch einen Deutschen sein‘ denke ich mir, obwohl ich insgeheim die Antwort schon kenne. „Isch dohanna bsetzt odda koan i do druff goan!“ …Puh, Glück gehabt, kein Deutscher, ein Bayer!
Auf dem Weg in die Alpenregion Neuseelands passieren wir zahlreiche weitere schöne Fleckchen. Besonders zu erwähnen sind Blenheim, die Weinregion der Nordinsel (wo kostenlose Weinproben inklusive sind) sowie Banks Peninsula, eine Halbinsel mit zahlreichen Meeresarmen und Buchten.

Mount Cook – Mueller Hut Track
Vom Lake Takepo aus ist es nicht mehr weit bis zur alpinen Region um den Mount Cook, dem höchsten Berg Neuseelands. Die Tageswanderung zur knapp 1.800 Meter Hoch gelegenen Mueller Hut ist das persönliche Highlight auf der zentralen Südinsel. Im Mount Cook Village beginnt die 8 Stunden lange Tageswanderung, bei der über 1000 Höhenmeter zu erklimmen sind. Erklimmen im wahrsten Sinne des Wortes, denn es geht von km 1 stetig und steil bergauf. Als ich folgenden, mit einem Smiley versehenen Hinweis lese, denke ich ans umdrehen: ‚Ab hier noch 1880 Stufen 😉‘ – das ist kein Wanderweg, sondern eine Treppe! 1880 Stufen! Bei durchschnittlich
25cm pro Stufe macht das knapp 500 Höhenmeter Treppe! Und das Ganze bei nahezu keiner Sicht, die Wolken hängen tief. Hab schon schönere Tage hier erlebt. Aber wir quälen uns hinauf. Die zweiten 500 Höhenmeter sind keinesfalls weniger steil aber im Vergleich zu den gut ausgebauten Treppen findet man hier kaum den Weg. Es geht über Geröll, Steine, Büsche und Matsch. Wanderstöcke wären keine schlechte Investition gewesen aber Geiz ist halt Geil! Die Belohnung für alle die ertragenen Qualen und Strapazen gibt es an der Mueller Hut. Das Wetter klart auf, die Wolken verschwinden komplett und die Sonne erstrahlt. Freier Blick auf Mount Cook, Mount Tasman, den Mueller Gletscher – genial! Alle paar Minuten hört und sieht man an den umliegenden, schneebedeckten Bergen Lawinen brechen. Schmelzwasser stürzt an Wasserfällen ins Tal. Der Mueller Gletscher lebt und es wird verständlich, warum man nur mit erfahrenen Bergführern in vielen dieser Regionen eine Tour unternehmen sollte. Aber auch aus der sicheren Distanz ist es ein beeindruckendes Schauspiel.
Milford Sound, Kepler und Routeburn Track
Die von vielen als ‚schönster Teil Neuseelands‘ beschriebene Region liegt am südwestlichsten Zipfel des Landes: Das Fjordland. Der Kepler Track hält weniger als er verspricht. Das einzige Highlight ist der zweite Tag, der Weg zwischen Luxmore und Iris Hut. Bei strahlendem Sonnenschein beginnen wir auf über 1000 Höhenmetern unseren Tag. Sämtliche Täler, Seen und Schluchten sind in dichten Nebel gehüllt, ein Meer aus Wolken liegt unter uns. 5 Stunden wandern wir auf Bergkämmen und über Gipfel bis zum Ende der Tagesetappe der Abstieg zur Iris Hut ansteht.
Mit uns auf der dreitägigen Trekkingtour ist eine zehnköpfige Reisegruppe aus – wer hätte es gedacht – Deutschland. Diesmal aus den eher östlich gelegenen Gebieten. Daher gibt es zum Abendbrot auf der Hütte Fettbemmen, Broiler und ….. Was die alles mit auf so eine Wanderung schleppen, unglaublich. Und dann noch der Equipment-Wettbewerb. Wer hat das bessere Topfset, wer die schönsten Wanderstöcke und ganz wichtig, wer hat die beste Stirnlampe. 16:00 Uhr kommt einer dieser Spezis wie John Wayne in die Hüttenküche. Bewaffnung: Halogen-2-Farben-Multi-Winkeleinstellung-Lampe mit 5cm Durchmesser und Ersatz-Batteriepack. 16 Uhr! Könnt ja aus Versehen 3 Stunden früher dunkel werden heute. (PS: Auch in Neuseeland geht die Sonne wider erwarten erst gegen 19 Uhr unter). Und Stirnlampe ist auch der falsche Ausdruck für dieses Gerät. OP-Leuchte, Flutlicht oder Suchstrahler träfe es wohl eher. Falls heute Nacht aus Versehen eine 747 die Iris Hut anstatt den Flughafen Christchurch ansteuert, brauche wir uns nicht wundern.
Milford Sound, allein der Weg entlang des Te Anau See, durch den Homer Tunnel und hinab nach Milford Sound ist die Reise wert…besonders bei starkem Regen. Die steilen Felswände des Fjords verwandeln sich in hunderte kleiner Wasserfälle. An manchen Felswänden ist mehr herab preschendes Wasser als eigentlicher Fels zu sehen. Bei Sonnenschein, einen Tag später, ist kaum noch etwas von den Wasserfällen zu sehen. Ein Ort, an dem regnerisches Wetter wünschenswert ist. Bei über 8 Meter Niederschlag pro Jahr aber auch nicht wirklich selten der Fall, sondern eher die Regel.
Der Routeburn Track ist ein weiterer Great Walk Neuseelands und eigentlich auf drei bis vier Tage angesetzt. Mit 32 km ist es aber auch der kürzeste der Great Walks und da alle Hütten ausgebucht sind, entschließe ich mich kurzfristig, den Weg an einem Tag zu laufen. Susi fährt derweil das Auto die 420km von Start zu Ziel. 32km durch grüne Wälder und steiniges Gebirge. Der Rekord liegt bei unter 3 Stunden, ich schaffe es in 7:04 Stunden.
Franz Josef und Fox
De beiden bekanntesten Gletscher des Landes sind zweifelsohne Franz Josef und Fox an der Westküse Neuseelands. Sie erstrecken sich beinahe bis an die Regenwälder der Tasmansee. Eine einfache Wanderung bis zum Gletscherrand oder über die Gletscher ist aufgrund der immer stärker schmelzenden Eismasse nicht mehr möglich. Einzig mit Helikoptern ist es möglich, die Gletschergipfel zu erreichen. Allerdings ist es auch ein teurer Spaß und kaum eine Tour ist unter 400,- Dollar zu bekommen.
Fazit Neuseeland: Kurz und knapp – ich liebe es. Selten habe ich so ein facettenreiches Land bereisen dürfen. Von traumhaft schönen Sandstränden über blühende Weinregionen, karge Vulkanlandschaften, grüne Fjorde, alpinem Gebirge bis hin zu dicht wuchernden Regenwäldern bietet dieses Land einfach alles. 100 km im Auto und man Betritt eine neue Welt. Alles ist so dicht beieinander. Genial. Ganz zu Schweigen von der Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Kiwis.
Was ein schöner Bericht! Jetzt freue ich mich nochmal umso mehr, dass ich ab nächster Woche dort weilen darf.
Es grüßt
DieReiseEule