Tag 547 bis Tag 551, Freitag 29.10. bis Montag 01.11.2015 – Drei Tage auf der Suche nach Löwen und Pinzetten.
Das Central Kalahari Game Reserve (Wildreservat Zentral-Kalahari) in Botswana ist das zweitgrößte Wildreservat der Welt und in etwa mit der Größe Dänemarks zu vergleichen. Der feine Unterschied: im gesamten Areal gibt es keine Menschen, keinen McDrive, keine Tankstellen, keinen ADAC und kein frisches Wasser. Dafür 45 Grad, Wüste, Steppe, Sand und jede Menge freilaufende Raubtiere. Man ist zu 100 Prozent Selbstverantwortlich und sollte laut Parkverwaltung “über ausreichend Erfahrung im Allradfahren sowie in lebensfeindlichen Landschaften” besitzen.
Jo. Wir haben gerade unseren ersten Toyota Landcrusier gekauft, die Allrad-Erfahrung beschränkt sich auf die Autobahn von Johannesburg nach Botswana (auf der wir Allrad nicht zugeschaltet hatten) und mein ‘lebensfeindlichstes Umfeld’ der letzten zwei Jahre war ein zweistündiger Stromausfall in Thailand. Die Unfähigkeit der Nationalparkverwaltung wirkt sich ebenso nicht gerade förderlich auf unsere Zuversicht aus. “Hier ungefähr ist Euer erster Campingplatz…” erklärt uns die Mitarbeiterin und kreist dabei mit ihrem Finger über eine kopierte Karte. Die Kreise haben circa die Größe des Landkreises Karlsruhe…”und da irgendwo ist Euer zweiter Zeltplatz, könnt ihr nicht verfehlen! Aber passt auf wegen den Löwen, die Zeltplätze haben keinen Zaun!” DIA – Das ist Afrika!

Mit 45 Liter Trinkwasserwasser, 60 Liter Reservebenzin und Essen für knapp 14 Tage starten wir zu unserem dreitägigen Trip. Die Anleitung für Allradfahren auf Sand und Dünen habe ich mir noch schnell aus dem Internet heruntergeladen. Liest sich doch einfach. Enfach das Auto machen lassen, notfalls Reifendruck senken. Was macht man da so ein Geschiss?! Die Anleitungs-Videos ‘Reifenwechsel’ oder ‘Freischaufeln’ habe ich leider vergessen herunterzuladen – da müssen wir auf unser Glück vertrauen…und auf Uhuru, unseren Landcruiser. Prinzipiell macht Uhuru alles alleine. Zweiter Gang rein und laufen lassen.


Während ich mir Sorgen um Wasser, Hitze, Treibstoff, Stecken bleiben, Orientierung und Raubtiere mache, beschäftigt sich Susi mit einem weitaus dramatischeren Problem: Ihre Pinzette ist auf einer ruckeligen Wellblech-Sandpiste aus der Pinzetenhalterung Schrägstrich Aschenbecher gefallen und unter einem der beiden Sitze verschwunden. OMG. Was machen wir bloß? “Daniel, die Augenbrauen einer Frau dürfen nicht zu Büschen werden! Wir müssen sofort suchen. Komm auf meine Seite!” Okay, dann steig ich jetzt hier im hohen Gebüsch einfach aus und komm rüber. Wird schon kein Löwe da sein und wenn, dann kann er ja beim Suchen helfen.
Löwen sehen wir an Tag 1 allerdings weder bei der Pinzettensuche, noch während der restlichen 11 Stunden Fahrt. Aber 300 Löwen in Dänemark zu finden ist auch nicht ganz so einfach. Zum Glück bleiben sie auch nachts auf Abstand, obwohl wir sicherheitshalber im Auto und nicht im Zelt auf dem Boden schlafen. Den Campingplatz finden wir übrigens tatsächlich problemlos. Durch den Landkreis Karlsruhe verläuft genau ein Weg und es gibt genau einen Zeltplätze. Da kann man nichts falsch machen.

Tag 2 beginnt wesentlich tierreicher als Tag 1. Gemsböcke, Springböcke, Steinböcke und hunderte von Buschhörnchen (was wir zunächst für Erdmännchen hielten). Tiere haben wir also gefunden, die Pinzette bleibt verschollen. Damit aber nicht genug. Plötzlich fällt Susi ein: “Wo ist meine Sonnenbrille?” Junge, die Frau hat ihre Sachen nicht im Griff. Wir durchsuchen also erneut das Auto. Wieder erfolglos. “Dann müssen wir zurück und sie suchen!” Klar, wir sind ja erst zwei Stunden gefahren heute. Und noch immer sind wir nicht sicher, ob uns der Treibstoff reicht. Aber wir drehen um, ist ja logisch. Tatsächlich finden wir 12 Kilometer und 45 Minuten später die Sonnebrille Mitten auf der Straße. Drüber gefahren ist keiner, hier gibt es ja auch niemand.
Mit Sonnenbrille erspäht Susi dann tatsächlich kurz später ein Rudel Löwen unter einem großen Dornenbaum. 8 Löwen keine 3 Meter weit entfernt. Zum Glück liegen sie direkt am Busch neben der Straße, ansonsten hätten wir sie nicht entdeckt.


Die restliche Zeit des Tages ist vor allem eines: HEISS. Der Fahrtwind im Auto ist eher ein Saunawind, Schatten gibt es nicht. Besonders in den ausgetrockneten Salzpfannen staut sich die Hitze. Unser Wasser könnte jetzt problemlos zum Kaffee brühen oder Tee kochen dienen, eine Erfrischung stellt es jedenfalls nicht mehr dar.



Am Abend haben wir dann die zweite gefährliche Begegnung des Tages direkt in unserem Camp: ein Schweizer. Gut ausgerüstet hat er natürlich in der Wüste einen Kühlschrank dabei! Während wir unseren 3 Liter Schlauch (Glüh-) Weißwein von 50 Grad auf 10 Grad herunterkühlen, trinken wir ein eiskaltes Bier. Genial! Ehe wir uns versehen ist 23 Uhr, 3 Liter Wein sind leer und wir sitzen immer noch bei Lupos Auto. Um Löwen machen wir uns heute irgendwie weniger Sorgen. “…aber bei denen sehen wir eh nicht auf der Speisekarte. Wir sollten hier sicher sein!” erklärt Lupo. Im Zelt auf dem Boden schlafen sei auch ziemlich unproblematisch. Da kommt kein Löwe rein. Na dann, Prost!
Am nächsten Morgen habe ich Kopfweh und einen Brand. Es entpuppt sich nicht gerade als Geniestreich, sich in einer Wüste zu betrinken, wo es am nächsten Tag auch wieder 45 Grad hat, überall Staub in der Luft liegt und harte Wellblech-Pisten den Kopf ordentlich durchschütteln. Gut gemacht Daniel. Allerdings müssen wir heute anstatt 10-13 Stunden aber auch nur 7-8 Stunden fahren. Ist ja nicht so schlimm.
Nach 6 Stunden verlassen wir die Zentral-Kalahari und kommen zum ersten Dorf mit Tankstelle. Meistens soll die sogar funktionieren. Manchmal ist aber Stromausfall, dann geht ein paar Stunden oder Tage einfach nix. In unserem Fall ist der Strom glücklicher Weise gerade vorhanden. Das einzige was weiter verschollen bleibt, ist Susis Pinzette.
Hab mich nach dem tollen letzten Video so sehr auf das neue gefreut… Aber leeeider schlägt der Download immer fehl. Geht nur mir das so?
Hey Hey, ist das selbe Dateiformat wie das letzte Video. Schade, dass es bei Dir nicht funktioniert. Versuch es vielleicht mal mit einem anderen Gerät?
Hatte ich alles… Aaaber witzigerweise funktioniert es jetzt. Verstehe einer die Technik 😀 Wieder ganz toll geworden! 🙂