Tag 213 bis Tag 221, Mittwoch 03.12. bis Donnerstag 11.12.2014: Ein etwas anderes Backpacker Leben in Luxusresorts auf Bali – Wobei nach 7 Tagen Kräfte zehrender Arbeit als Herbergsvater im Hostel ein 7-tägiger Traumurlaub in Flitterwochen-Resorts aber auch mehr als verdient erscheint, oder?
Die Ankunft in Bali ist allerdings ganz anders und hat wenig von stressfreier Erholung. Taxifahrer belagern ankommende Reisende zu Tausenden. Wimmelt man einen ab, wartet direkt dahinter der nächste, nur um die gleiche Frage zu stellen. ‘Ich laufe zu Fuß zu meinem Hostel‘ können sie wahrscheinlich weder inhaltlich noch logisch nachvollziehen – bei den Temperaturen und im Monsunregen läuft doch kein normaler Mensch! Naja, ich schon. Dabei geht es weniger um das Sparen der 100.000 Ruppien für das Taxi, sondern vielmehr darum, erste Eindrücke zu bekommen. Die kompletten 45 Minuten bis zu meinem Hostel quatschen mich alle paar Sekunden Leute an: “Wohin gehst Du?“, “Brauchst Pilze?“, “Lust ein Surfbrett zu mieten?“, “Willst ne Massage?” – Jungs und Mädels, seht ihr nicht, dass ich mein Reisegepäck auf dem Rücken hab? Darf ich erst mal ankommen, ehe ihr mich massieren wollt oder ich mir ein Surfbrett leihe? Denpasar bzw. Kuta – ihr werdet wahrscheinlich nicht meine Lieblingsecken auf Bali sein.
Im Hostel fühle ich mich sofort an meine Zeit in Malaga erinnert – Saufspiele und Party. Jetzt weiß ich auch, warum Kuta das Mallorca für Australier und Backpacker genannt wird. Leider ist mein Biorhythmus momentan komplett anders eingestellt und um 23:30 haue ich mich in meine kleine Schlafkabine, während der Rest meines 8 Betten Schlafsaals um die Häuser zieht. Zwischen 4 und 6 in der Nacht ist dann wieder High Life im Schlafsaal, als nach und nach meine betrunkenen Zimmerkameraden nach Hause kommen und von ihren Heldentaten und Misserfolgen erzählen – zu witzig. Naja, mein Wecker klingelt um 07:30, was in Kuta prinzipiell Mitten in der Nacht ist. Zumindest ist kein anderer Hostelgast auf den Beinen bzw. noch nicht zu Hause. Um 8:00 Uhr erwarte ich Susanne zum Frühstück. Susanne und ich teilten vor zwei Monaten das selbe Schicksal am Frankfurter Flughafen. So lernten wir uns kennen und fanden zufällig heraus, dass wir zur ungefähr selben Zeit auf Bali sein könnten. Beide Alleinreisend auf Weltreise, haben wir uns also für Bali verabredet und schließen für eine Woche eine Reise-Zweckgemeinschaft. Da trifft es sich ganz gut, dass Susi nach Zelten in Afrika und Trekken in Nepal auch Lust auf gehobenere Unterkünfte anstatt auf 12 Personen Schlafsäle in Party Hochburgen hat. Und ich brauch das definitiv, nach meiner ersten Woche richtigem Arbeiten!

Unser erstes Ziel ist Candidasa im Süden Balis und wir schauen uns auf gut Glück einfach ein paar Resorts an. Während die ersten beiden Lodges noch eher mittelmäßigen Standard haben, entspricht Candy Land (Candy Beach Resort) eher unseren Vorstellungen. In der Monsunzeit ist das Resort nahezu leer, wir feilschen um den Übernachtungspreis und wohnen für 55,- € in einer top Anlage. Den Infinity Pool und das Meer können wir alleine nutzen und uns dazwischen 7 Stunden nicht von unseren Liegen bewegen. Herrlich entspannend und trotzendem nicht langweilig – Susi quatscht nämlich genauso viel Käse wie ich.
Nach zwei Tagen ziehen wir weiter nach Ubud, das im Landesinneren inmitten der balinesischen Reisterrassen liegt. Für diesmal 41,- € pro Nacht bekommen wir eine Villa mit eigenem ‘Infinity Pool‘ – prinzipiell ist es einfach nur eine riesige Freiluftbadewanne inmitten eines kleinen Fischteiches und umgeben von Pflanzen ganz für uns allein. Ein Tipp für alle Flitterwochen-Urlauber. Komischer Weise werden wir auch immer dafür gehalten und ernten erstaunte Blicke, als wir erzählen, dass wir uns erst seit drei Tagen eigentlich kennen und nur für eine Woche gemeinsam Reisen.



Von unserem Flitterwochen-Domizil bieten sich zahlreiche Ausflüge an. Das Sonnenaufgang-Trekking zum Mount Batur ist unsere Wahl für den ersten Tag – wir startet um 2:00 Uhr in der Nacht. Der Hotelchef empfiehlt daher “no hard work in bedroom” – damit man auch fit ist. Irgendwie hat jeder Balinese einen sexistischen Spruch drauf und lacht sich dabei schlapp. Das Trekking zum Vulkan – wir hätten es uns denken können – ist eine klassische Touri Abzocke. Wir zahlen 550.000 Rupien pro Person (36,- €) und bekommen dafür: Fahrt im Sammeltaxi zum Startpunkt, einen Banana Pancake, ein Lunchpaket mit zwei Scheiben Toast und einer Banane sowie zwei umkommunikative ‘Guides’, die außer “Break Break” (Pause) und “Go Go” (Weiter) kein Englisch sprechen oder gar Informationen zum Vulkan etc geben könnten. Zudem ist der Weg zur Spitze des Vulkans alles andere als schwierig zu finden. Selbst ohne die Hilfe der gefühlt 200 anderen Wanderer, die mit ihren Stirnlampen eine Straße aus Glühwürmchen bilden, könnte ein mittel-intelligenter Schimpanse mit verbundenen Augen den Weg finden. Und tatsächlich finden etliche Affen den Weg zum Vulkan. Während wir den Sonnenaufgang bestaunen, klauen diese Mistviecher hinterrücks unser Frühstück-Lunchpaket. Also gibt es nicht einmal Toast mit Banane, sondern schlichtweg gar nichts. Das wirkt sich nicht immer positiv auf die Laune aus, gell Frau K.? Resümee: Falls Ihr einmal nach Bali kommen, macht das auf eigenen Faust! Ihr spart eine Menge Geld und viel wichtiger, Ihr seid euer eigener Chef und könnt entscheiden, wie lange ihr wo bleiben wollt. Das Trekking an sich lohnt sich auf alle Fälle. Die Aussicht vom Mount Bantur ist wunderschön – aber Vorsicht vor den biestigen Affen.

Unser zweiter Tagesausflug ist eine Tour mit unseren Taxifahrer / Guide Koko und kostet komplett weniger als die Abzocke des Vortages pro Person: 500.000 Rupien (33,- €) für 9 Stunden Taxi, Guide und Entertainment. Als erstes lernen wir, warum auf Gili T (kleine Insel vor Bali) Drogen legal sind: “Die haben kein Reis, keine Früchte, nichts Interessantes – daher hat die Regierung Drogen legalisiert, um den Tourismus anzulocken. Funktioniert ganz gut! Ich bin da auch öfter mal” Haha, das wäre doch auch mal ein Konjunkturprogramm für Halle an der Saale oder Stralsund. Wahrscheinlich könnte dann innerhalb kürzester Zeit der Solidaritätsbeitrag abgeschafft werden.

Die Reisterrassen bei Ubud sind unser erster Stopp wobei ich nicht auf Anhieb die Reisfelder erkenne und Frage: “Wird hier Reis angebaut” – “Ja klar, das erkennt man an den Hüten der Arbeiter” sagt Susi. Ist klar, auf den Maisfeldern und beim Gemüseanbau tragen sie andere Kopfbedeckungen. Ist wohl vom Arbeitsschutz oder der Gewerkschaft so vorgegeben. Die Reisfelder dominieren das komplette Landschaftsbild und erzeugen gemeinsam mit vereinzelten Palmen und Büschen sowie dem im Hintergrund beginnenden Dschungel die verschiedensten Grüntöne. In einem der Felder sind Bauern gerade bei der Reisernte. Ein Bild von Nahem dürfen wir allerdings nicht machen, denn auf meine Frage, ob ich fotografieren kann, erwidern alle unisono: “Money Money!” – dann mach ich eben kein Foto, auch wenn es nur 10 Cent wären. Auf der Fahrt zu den Hindutempeln kommen wir bei “Cock Fights” vorbei und ich unterhalte mich fünf Minuten interessiert mit Koko darüber. Als er am Ende meint, der Verlierer müsse sterben, bin ich sprachlos! Beim Kochduell muss jemand sterben? In meinem Kopf spielt sich nämlich gerade so etwas wie ein Koch Duell / Koch Kämpfe etc. ab. Im wirklichen Leben sind Cook Fights allerdings Hahnenkämpfe und keine Küchenschlacht mit Hühnchen. Bin ich dämlich, wie man bloß 5 Minuten so aneinander vorbei sprechen kann. Aber das Cook vs. Cock Missverständnis gabs ja schon öfter ;-).


Nach Besichtigung von Hindu Tempeln und einer Berg Panoramastraße vorbei an zwei großen Bergseen kommen wir zu meinem persönlichen Highlight des Tages: Kaffee Tasting auf einer Plantage im Nirgendwo. Die Produktion des Luwak Arabica Kaffees ist besonders aufwendig und eine Probetasse kostet 4,- €. Es ist der weltweit teuerste Kaffee. Die Kaffeebohnen werden zunächst an Fleckenmusangs verfüttert, ihr Kot später getrocknet und die Kaffeebohnen wieder heraus gesammelt. Schmeckt extrem bitter. Sämtliche anderen Tee- und Kaffeeproben sind kostenlos und haben vielfältige Geschmacksrichtungen (und Wirkungsweisen). Anga, unsere kleine, freche Kaffee-Expertin erklärt uns die verschiedenen Sorten. “Das ist Ginseng Kaffee. Gut für Flitterwochen und daran Erinnerung” – sie stellt mir eine Tasse hin – “King Kong im Schlafzimmer! Trink!“. Susi bekommt aber auch ihr Fett weg: “Und das ist Diät Tee, gut für Frau!” Hahaha. Gibt es auch einen gegen kleine, freche Indonesierinnen und Verrücktheit? Am Ende entscheiden wir uns für Magentee und Kokoskaffee – King Kong und Diät fällt heute leider aus.

Den letzten Tag wollen wir noch einmal am Strand in Sanur verbringen und wir haben Glück. Kein einziger Regentropfen und grandioses Wetter, so dass wir beide eine rote Birne am Ende des Tages haben. Egal. Eine Woche Luxusurlaub auf Bali ist es wert und preislich hätte ich mir wohl keine bessere Insel als Bali dafür aussuchen können. Obwohl wir relativ wenig auf das Geld achteten, wahnsinnig schöne Unterkünfte hatten, uns guten Wein und Essen gönnten und mit privaten Taxis fuhren, überzog ich mein Tagesbudget lediglich um 15,- € (55,- €/Tag). Das war es auf alle Fälle wert, ab jetzt wird aber wieder gespart. Vielleicht reise ich ja noch einmal mit Susi – dann durch Neuseeland, was wieder teuer wird.